+49 176 555 811 64 mail@annette-hoese.de

Einfach mal springen

  • …. ins kalte Wasser
  • …. in die Luft
  • …. ins Ungewisse
  • …. in das unbeschreibliche Gefühl der Leichtigkeit.

Jede von uns hat Geschichten zu erzählen. So zumindest kürzlich von Denise Sonderegger behauptet, einer von mir sehr geschätzten Unternehmerin. Und sie hat Recht.

Wir plauderten in einer abendlichen Runde, als dieses Thema aufkam. Es dauerte nur kurze Augenblicke, als mir spontan das Thema „Einfach mal springen“ in den Sinn kam. Denn dazu kann ich tatsächlich eine Geschichte erzählen.

Schweiz, im Sommer 2000:

Mit zwei Freundinnen brach ich zu einer Woche Sporturlaub in die Schweiz auf. Radfahren, Klettern, Wandern und vieles mehr stand auf dem Programm. Und Spaß natürlich auch. Und den hatten wir – das darf ich an dieser Stelle sagen. Einer der Programmpunkte war Rafting in einer Gebirgsschlucht. Darüber hatte ich bis zu jenem Tag nur wenig gehört, viel weniger ahnte ich, was genau auf uns und auf mich zukommen würde.

Und, hey, es war ein Erlebnis. Gut ausgerüstet mit Schutzkleidung begaben wir uns auf einen abenteuerlichen Trip durch eine Schlucht. An einer Stelle hieß es dann: Raufklettern auf ein Felsplateau. Nun, irgendwie kamen alle Teilnehmer der Tour schließlich auch dort oben an. Und wir schauten in einen (von oben wirkend) SEHR schmalen Gebirgsbach mit einem SEHR kleinen Wasserbecken direkt unterhalb des Felsplateaus.

Einer der Tourguides sagte: „So, und nun springen wir.“

Stille. Keiner sagte etwas. Ich bin sicher, die Panik stand in diesem Moment jedem Einzelnen ins Gesicht geschrieben.

Dann fragte der Tourguide: „Wer möchte der /die Erste sein?“

Ich bin normalerweise nicht die, die sich in die erste Reihe stellt, wenn sportliche Herausforderungen anstehen.Keine Ahnung, was in bzw. mit mir passierte, doch ich rief sofort und mutig: „Ich.“

Und ich sprang. Einfach so, ohne auch nur einen Gedanken daran, was hätte passieren können.

Das Wasser war s..kalt, das gebe ich zu. Dennoch war es einfach herrlich. Ich wäre sofort ein zweites Mal gesprungen, wäre nicht der mühsame Weg nach oben aufs Felsplateau gewesen.

Einfach mal springen … ins kalte Wasser …. in die unbeschreibliche Leichtigkeit der Frische.

Unsere Rafting-Gruppe

 

Herborn, im Sommer 2003:

Schon immer hatte ich mit dem Gedanken gespielt: “Einmal in meinem Leben möchte ich springen – aus einem Flugzeug.“

Es war ein Samstag im Sommer, klarer, blauer Himmel. Auch für den Folgetag war gutes Wetter angesagt. Ganz in der Nähe von Herborn ist ein kleiner Sportflughafen. Dort werden Fallschirmsprünge angeboten. Zumindest war es damals so. Einem Impuls folgend schaute ich auf der Website nach und sah, dass für das Wochenende Sprünge geplant waren. Ich weiß nicht mehr, was mich geritten hatte, doch ich buchte spontan einen Sprung für den Folgetag.

Am Tag danach war mir mehr als flau im Magen. Ich fuhr zum Flughafen, um dort erstmal in die Sprungtechnik eingewiesen zu werden. Mit jedem Moment wuchs meine Angst mehr. Was hatte ich mir da nur eingebrockt? Doch ich wusste gleichzeitig: Jetzt oder nie!

Während die Vorbereitungen liefen, sah ich immer wieder dieses kleine Flugzeug auf der Landebahn stehen. So richtig vertrauenswürdig erschien es mir nicht – klar, meine Angst sprach zu mir. Irgendwann kam der Moment, als es hieß: „Alle einsteigen, und ab geht’s in die Lüfte!“

Wir flogen los und waren recht schnell in der erforderlichen Höhe. Ich werde diese wenigen Sekunden nie vergessen, als die Tür vom Flugzeug geöffnet wurde und ich mit meinem Sprungpartner (es war ein Tandemsprung) an die Kante rutschte. Mein Herz schlug wie wild. Ich sah ins Nichts, sprichwörtlich ins Nichts. Nur blauer Himmel und Leere. Und ich vergesse noch viel weniger diesen einen Moment, als wir uns von der Kante abstießen und ins Nichts sprangen. Uns einfach fallen ließen. Und fielen und fielen und fielen, bis irgendwann mein Sprungpartner am Fallschirm zog und wir dann sanft Richtung Erde zurück schwebten.

Einfach mal springen …. in die Luft …. in die unbeschreibliche Leichtigkeit des Nichts.

Trockenübungen

Mulmiger Blick nach oben – dort soll ich hin?

Gut ausgerüstet

Gelandet

 

Biedenkopf, im Sommer 2018:

Der Tag rückte näher. Der Tag meiner Abreise. Der Tag meiner Abreise in ein anderes Land. Ich war voll in den Vorbereitungen, packte die wichtigsten Dinge in mein Auto, bis es prall gefüllt war. Gefüllt mit den Dingen, die ich zunächst mitnehmen wollte.

Was zu diesem Schritt geführt hatte, spielt an dieser Stelle keine Rolle mehr. Ich hatte mich entschieden zu springen – dieses Mal an einen neuen Ort. Es war ein Testlauf, Auswandern auf Probe sozusagen.

So fuhr ich los an einem Freitagmorgen. Erstes Etappenziel: ein Hotel in Frankreich mit Zwischenübernachtung. Am Folgetag sollte es dann weitergehen bis Südfrankreich, wo ich eine Fährüberfahrt gebucht hatte. Etappe 1 lief problemlos. Etappe 2 nicht mehr. Gleich am Morgen geriet ich in einen Mega-Stau und hatte zwischendurch sehr große Bedenken, dass ich es nicht mehr rechtzeitig auf die Fähre schaffen würde. Gott sei Dank hatte ich mir VIEL Zeit eingeplant, und so kam ich dann – nach vielen, vielen Stunden auf der Autobahn – noch pünktlich am Hafen an und konnte einschiffen.

Am Sonntagmorgen um 10.00 h lief die Fähre auf der Insel Mallorca ein. Mich beschlich zwischendurch ein mulmiges Gefühl, dass niemand am gemieteten Apartment auf mich warten würde, um mir den Schlüssel zu übergeben. Wieder einmal meine Angst, die sich – jetzt am Ziel angekommen – nochmal meldete. Sie war unbegründet.

Da war ich nun. Auf Mallorca angekommen. Nicht wissend, was mich dort erwartet. Nicht wissend, ob ich eine Arbeit finde und wie es überhaupt weitergeht. Ich fuhr mit offenem Herz und ohne Erwartung von Deutschland los. Heute kann ich sagen: Es hat sich alles wunderbar gefügt.

Einfach mal springen …. in ein anderes Leben …. in die unbeschreibliche Leichtigkeit des Neuen.

Packe deine sieben Sachen

Am Fährhafen angekommen

Vor dem Einschiffen

 

Für mich waren es jedes Mal – auch wenn es hier nicht so klingen mag – herausfordernde Momente, mutige Entscheidungen. Doch ich habe erfahren dürfen: „Einfach mal springen“ hat mir bisher ein Gefühl der Leichtigkeit gegeben, das ich sonst selten in dieser Form erlebe.

Es ist wieder Sommer, jetzt im Jahr 2020. Ein nächster und mutiger Sprung steht bei mir an. Ich bin gespannt, wohin mich die Leichtigkeit tragen wird.